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Glaub an Dein Team

Ich bin in vielen Organisationen und Projekten unterwegs gewesen. Eine Sache haben die meisten Umfelder gemeinsam, selbst wenn sie ansonsten grundverschieden sind. An irgendeinem Punkt im Projekt stellt der/die ProjektleiterIn/ProgrammleiterIn/Bereichsverantwortliche/GeschäftsführerIn/Head of "SuperWichtig" die Frage: Warum liefert das ******team so wenig und noch dazu mit so schlechter Qualität? Sie müssen etwas grundsätzlich falsch machen!

Die Frage ist meist ausgefeilter formuliert, aber die innere Haltung ist die gleiche.

Die Antwort ist immer: Das Team tut sein Bestes. Ihr Bestes in Frage zu stellen ist selten bis nie hilfreich.

Druck von Aussen führt so gut wie immer in einen Teufelskreis, wo der Druck (die Beschuldigungen) dazu führt, dass das Team noch schlechter liefert, was zu einem erhöhten Druck führt, was dazu führt, dass das Team noch schlechter liefert, und so weiter und so fort.

Als Teambegleiter ist es meine Verantwortung zu schauen, dass die Rahmenbedingungen möglichst gut für mein Team sind. Das mache ich dadurch, dass ich proaktiv diesen Interventionen von Außen begegne. Nicht indem ich Mauern um das Team errichte, sondern indem ich dem Team von Beginn an ein gesundes Selbstvertrauen vermittle. Dabei gehe ich vom ersten Tag an davon aus, dass dieses Team die derzeit bestmögliche Aufstellung ist, um die Aufgabe zu meistern. Sobald ich eine Bestätigung dafür sehe, teile ich meine Beobachtung mit dem Team. Dadurch nutze ich zwei psychologische Tatsachen.

Die erste ist „confirmation bias“ bei mir selbst. Wenn wir etwas glauben, neigen wir dazu, Bestätigungen für unsere Überzeugungen zu sehen. Wenn ich davon ausgehe, dass das Team gut ist, sehe ich leichter Bestätigungen dafür. und kann diese mit dem Team teilen Dem Team werden dann diese positive Zeichen bewusster. Die einzelnen Teammitglieder verstärken dann das hilfreiche Verhalten wegen des zweiten psychologischen Faktors: Weil sie sich des Verhaltens bewusster sind und ihre Aufmerksamkeit darauf gelenkt ist.

Wenn ein Team von Anfang an Unterstützung bekommt, seine Stärken bewusst zu sehen, wächst auch automatisch sein Teamselbstvertrauen. Der Teamzusammenhalt entsteht in meiner Wahrnehmung schneller und ist deutlich stärker. Ich vergleiche das mit den früheren Teams, die ich begleitet habe. Ich habe den Scrum Master Beruf durch harte Arbeit und viele Fehler gelernt.

Ein Team mit einem guten Selbstvertrauen, was seine Stärken – individuell und als Team – kennt, ist deutlich resilienter wenn Druck von Außen angesetzt wird. Meine Erfahrung ist auch, dass die Mitglieder in einem Team mit gesundem Selbstvertrauen, ehrlicher sind, wenn es darum geht welche Fähigkeiten sie haben und welche sie brauchen. Sie sorgen selbst dafür, dass sie die nötigen fehlenden Fähigkeiten erwerben. So sind sie proaktiv darin, dem steigenden Lieferungsdruck stand zu halten.

Meine Beobachtungen sind nicht wissenschaftlich. Ich beschreibe nur was meine Erfahrungen sind. Ich habe keine guten Erfahrungen damit gemacht, Teammitglieder oder Teams zu verurteilen (innerlich oder ausgesprochen) für ihr Verhalten. Für mich reicht das als Beweis, dass es für ein von mir begleitetes Team deutlich hilfreicher ist, dass ich an das Team und ihre Fähigkeit eine gute Arbeit zu machen glaube.